Mittwoch, 28. September 2011

Veränderungen machen Angst

Manche Kinder sind vielleicht so robust, dass ihnen eine Veränderung wie ein abgezogenenes Bettlaken nichts ausmacht. Melly ist eher zart besaitet, schon die kleinste Veränderung kann sie aus der Fassung bringen. Zum Beispiel wenn ihr großer Teddybär nicht mehr am üblichen Platz sitzt, das Rollo nach dem Schlafen zu früh hochgezogen wird oder die Decke auf der Couch vor Ihren Augen abgezogen wird, weil sie schmutzig ist. Da können schnell mal Tränen fließen.

Mit nunmehr fast drei Jahren kann sie damit zwar schon besser umgehen, aber auch nur, wenn sie nicht müde oder hungrig ist (oder zahnt - ein Prozess, der leider immer noch nicht ganz abgeschlossen ist). Sie braucht - besonders dann - ganz viel Sicherheit und Geborgenheit und sagt es auch selbst. Beim Spielen mit ihren Tierchen, wenn sie vor sich hin plappert: "Da kannst du gut schlafen, da bist du sicher." Oder sogar im Gespräch mit mir (dem Papa): "Gell Papa, bei dir bin ich sicher" (und dabei kuschelt sie sich ganz eng an mich). Selbst beim gemeinsamen Lesen auf Ihrem Bett möchte sie sich immer an die Wand legen, denn "da hab ich keine Angst, da fühl ich mich sicher."
Wie sehr müssen ihr da erst die durch die KiTa ausgelösten Veränderungen im Tages-Rhythmus zu schaffen machen? Kaum noch Spielzeit morgens, Anziehzwang mit Jacke und festen Schuhen (nicht unproblematisch), Montessori-KiTa-Alltag und eine Mama, die zunehmend gestresster und entnervter ist. An ein Loslassen und "geordneten Rückzug" ist leider noch nicht zu denken. Jetzt steht ein Gespräch an zwischen den Montessori-Pädagogen und uns. Mal sehen, wo das noch hinführt. Wir werden sie jedenfalls nicht zwingen, ins Kinderhaus zu gehen oder gegen ihren Willen dort zu bleiben und einfach zu gehen. Obwohl das auf Unverständnis stößt...

Mittwoch, 14. September 2011

Das Abenteuer KiTa

Montessori Kinderhaus Dachau
Gerade erst ging's um das Thema loslassen und nun kommt es darauf an, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Seit dem 1. September geht Melly viermal die Woche in die Kindertagesstätte (KiTa). Mit wechselndem "Erfolg" auf unserer Seite: Obwohl sie gerne hingeht, den Ort und die Menschen dort zum Teil auch schon kennt (u.a. von der Eltern-Kind-Gruppe im letzten Jahr), tut sie sich schwer. Immerhin klappt es mit dem Aufstehen bestens, pünktlich Ende August hat sie ihren Schlaf-Rhythmus von alleine umgestellt. Doch wenn sie morgens erst mal am Spielen ist, fällt es ihr enorm schwer, sich loszureißen und gerne bzw. willig auf den Weg zu machen.

Insofern ging es an den bisherigen sechs sieben einmal gar nicht und zweimal nur mit Hängen und Würgen, d.h. zu spät. Auch diesen Montag (12. Sept.) klappte es nicht ohne eine längere Überredungsprozedur. Sie ist zurzeit extrem aufsässig und reagiert nicht gut auf Grenzen, auf "Nein!, nicht ...", auf "Dochs", auf jegliche Art von Einschränkung. (An zwei Tagen kamen noch Schmerzen durchs Zahnen dazu, das braucht kein Mensch mehr.)

Feste Termine sprengen die Gewohnheit
Die Gewohnheit, vormittags keinen Termin zu haben, hat sich bei ihr tief eingeprägt. Insofern fällt es ihr innerhalb der Gruppe schwer, die Mama gehen zu lassen. Doch es wird besser. Es sind ja auch nur eineinhalb Stunden. Manchmal hatten wir bereits das Gefühl, eine Viertage-Gruppe könnte für sie noch zu früh sein. Andererseits ist es ermutigend zu sehen, wie sehr sie das Montessori-Material liebt und wie intensiv sie damit spielt. Nein, ein wenig Zuversicht und Durchhaltevermögen sind hier schon gefordert. Am Ende des Monats oder Mitte nächsten Monats wissen wir mehr.

Ganz viel von dem, was wir tun, ist von dem Glauben geprägt, dass es irgendwie aus natürlicher Sicht richtig ist und deshalb auch ohne Zwang, Druck und Geschrei funktioniert. Ohne Tränen geht es aber nicht, das zeigt die Erfahrung bislang. Die Umstellung ist größer als gedacht und bei einem kleinen, sehr sensiblen Menschen wie Melly ruft das bereits viel inneren Widerstand hervor.

Meine Frau hat kürzlich gelesen, dass ein Kind aktiv auf andere Kinder zugehen soll, bevor man es in einen Kindergarten steckt. So gesehen wären wir definitiv zu früh dran, denn davon ist Melly mit ihren 2 3/4 Jahren noch weit entfernt. Doch leider müssen wir hier auch wirtschaftliche Gründe ins Feld führen, die allerdings nicht näher erläutert werden sollen. Außerdem glauben wir, dass ihr die KiTa gut tut, da sie keine Geschwister und auch sonst wenig Kontakt zu anderen Kindern hat. Und Mama und Papa als Spielkameraden macht auf Dauer niemand froh.

So bleibt das "Abenteuer KiTa" vorerst ein Drahseilakt mit ungewissem Ausgang. Ein Netz ist da: Falls es nicht klappt, suchen wir eine Tagesmutter für zwei Tage die Woche...