Mittwoch, 26. Oktober 2011

Ein erstes Fazit unserer "zwanglosen" Erziehung

Zwischenfazit klingt nach ganz langer Testphase. Sind aber nur knapp drei Jahre insgesamt bzw. nun drei Monate, die Melly in die KiTa geht. Ihre Betreuerin hatte uns gewarnt, dass es nicht ohne Tränen abgehen würde, wenn Mellys Mama mehrere Stunden nicht verfügbar wäre. Doch es kam anders. Nach vier Wochen Eingewöhnung (ziemlich lang, zugegeben) klappte es von ganz allein - erst eine Stunde, dann zwei und inzwischen sind drei bis vier Stunden kein Problem mehr. Das zeigt uns, dass wir eigentlich gar nicht so schlecht liegen mit unserer Methode des Nicht-Zwingens bzw. auf freiwillige Kooperation setzen.

Wir haben natürlich auch mit diversen Herausforderungen zu kämpfen - wie jedes Elternpaar. Nun haben wir nur ein Kind (vielleicht wär's mit einem zweiten in mancher Hinsicht einfacher?)... und trotzdem tun wir uns schwer, sie "aus dem Haus" zu kriegen. Ist nix Neues bei Melly und auch als fast 3-Jährige geht sie nur widerwillig nach draußen. Immerhin klappt es mit der Kinderkrippe, eigentlich unglaublich, denn hier muss sie halbwegs früh aus den Federn, kann nur verhältnismäßig wenig zuhause spielen und muss sich dann - igitt :) - anziehen. Sicher könnte unsere Struktur hier noch besser funktionieren, aber da wir auf Freiwilligkeit setzen, braucht es eben viel Flexibilität.

Was bei allen Herausforderungen bislang am besten funktioniert hat, war die "Kompromiss-Lösung". Wenn wir etwas von ihr wollen, kommt entweder ein "nein", was nicht akzeptiert wird, oder ein "zuerst will ich noch dies und jenes machen". Das wird nur unter der Bedingung des anschließenden Nachgebens akzeptiert. Also: Sie darf kurz noch spielen, z.B. fünf Minuten (mit Wecker!), dann wird aufgeräumt oder dann muss sie sich anziehen. Wenn der Wecker klingelt geben wir meistens noch ein paar Minuten drauf, aber dann gibt's kein Zurück. "Auf geht's zum Zähne putzen...". "Aber ich will noch Bücher lesen..." - "Okay, ein Buch, dann wird Zähne geputzt..." So ungefähr. Funktioniert zwar auch nicht immer, aber ok, das hat sich halt so eingegroovt bei uns. Sie weiß, dass wir bisschen nachgeben und wir wissen, wieviel Druck wir ausüben können (je nach Verfassung).

Neben der Kompromissfähigkeit ist die Kreativität nach wie vor besonders gefragt. Wenn Melly z.B. mit der Gabel den Esstisch bearbeitet, dann kriegt sie kurzerhand eine Alternativunterlage (dicker Topflappen ..., Kartoffel...). Allerdings verbunden mit einem "Stop!". Da sie das natürlich nicht so genre hört und oft einfach auch was bearbeiten möchte, braucht's eben gute Ideen. Ein "versuch's doch mal damit..." ist immer noch 1000 mal deeskalierender als ein x-fach wiederholtes striktes "Nein!", das schließlich im Geschrei und in Tränen endet...