Mittwoch, 29. Februar 2012

Konsequenzen hui Verbote pfui

Das viele "Nein!" und "Das darfst du nicht!" geht bei Melly wie bei allen Kindern nicht gut ins Ohr. Im Gegenteil: Meistens stachelt es sie gerade an, dass "Verbotene" zu tun. Egal, ob es die Knöpfe der Stereoanlage betrifft, das übermäßige Plantschen in der Badewanne oder das Verteilen der Puzzleteile im ganzen Wohnzimmer. Beim Baden hab ich mich inzwischen zu dem Kompromiss hinreißen lassen und einer milden Überschwemmung im Badezimmer zugestimmt. Solange es nicht zu oft vorkommt. Beliebt dafür ist inzwischen auch das Waschbecken.
Aber bei anderen Dingen machen wir keine Kompromisse und drohen regelmäßig auch mit Konsequenzen. So muss sie abends ihr Chaos im Wohnzimmer aufräumen, koste es, was es wolle. Sonst gibt es kein Gute-Nacht-Buch mehr. Heute legte sie sich einfach auf dem Gehweg hin und wollte dabei etwas essen.  Natürlich bekam sie es erst, als sie wieder aufstand.
Am schwierigsten sind aktuell Mellys Versuche, sich vor der KiTa zu drücken. Insbesondere, wenn das Schlafpensum nicht erreicht wurde. Was derzeit leider immer noch sehr oft vorkommt. Struktur? Kaum möglich, weil sie nicht schlafen (gehen) möchte. Aber das ist ein anderes leider immer noch sehr aktuelles Thema.
Heute wollte sie mal wieder nicht in ihre Kindergruppe und das Geplänkel ging schon nach dem Frühstück los.  Mir ist klar, dass da immer zwei dazu gehören. Nachdem ich sie mit Ach und Krach von den Onlinevideos weg gebracht habe, die wir manchmal morgens schon ansehen, ließ sie sich nicht wie versprochen anziehen. Hier hat das Geben und Nehmen-Prinzip versagt, was einfach auf ihre schlechte Verfassung zurückzuführen ist.

Konsequenzen ziehen ja - Verbote nein

Nun fruchteten nur noch klare Ansagen und Konsequenzen, die sie auch merkt. Ich machte ihr schließlich erfolgreich klar, dass ich ihr zuhause nicht vorlesen und nicht mit ihr spielen werde, wenn sie nicht mitkommt bzw. sich anziehen lässt. Nach einigen Tränen hat sie kooperiert...
Trotz des Erfolgs hasse ich diese Art von "Erziehung" - und vertraue darauf, dass es zu ihrem Besten dient. Schaden hat sie jedenfalls keinen (sichtbaren) genommen. Und was nach wie vor nicht klappt: Sie einfach mitzunehmen. Da wehrt sie sich mit Händen, Füßen und mittlerweile auch Brüllen wie am Spieß. Zwang geht gar nicht :)

Donnerstag, 23. Februar 2012

Nicht den Willen brechen - oder wenigstens nicht zu früh

Ist dieser Blog-Titel vertretbar? Klingt ganz schön brutal - den Willen brechen. Aber diese Worte gebrauchte die Leiterin unseres Montessori-Kinderhauses. Bei Dreijährigen solle man dies - auch wenn sie in ihrer "Trotz"- oder Selbstfindungsphase noch so widerspenstig seien - nicht tun. Bei Fünfjährigen sehe das schon anders aus, da dürfe man nicht mehr so leicht klein beigeben. Die seien bereits vernünftig genug zu wissen, warum sie Gehorsam angesagt ist
Ich weiß nicht mehr genau, worum es ging - es waren so viele Episoden in den letzten Wochen, in denen Melly zeigte, was für einen starken Willen sie längst schon hat. An einem schlechten Tag lässt sie sich praktisch nichts mehr sagen...
Aber auch wir sind inzwischen flexibel geworden und lassen uns immer mehr einfallen, um letzten Endes doch zu erreichen, was nötig ist - auch ohne Zwang.
So hat meine Frau Melly heute in den Arm genommen, als sie sich mal wieder nicht anziehen wollte - es war das Kuscheln, was ihr gefehlt hatte.
Wenn es darum geht, sie morgens halbwegs rechtzeitig in die KiTa zu bringen, hab ich schon einige Tricks auf Lager. Ich bin mir da für nichts zu schade, auch wenn es den Vorstellungshorizont einiger Hardliner vermutlich übersteigt: So lese ich ihr ein Buch vor, während ich sie anziehe, lasse sie morgens noch malen oder mit mir ein kurzes Video ansehen. Aber immer mit der Prämisse, von ihr eine Gegenleistung zu erhalten bzw. das Ganze nicht ausufern zu lassen.

Geben und Nehmen anstatt Zwingen

Und dieses Geben und Nehmen funktioniert immer besser.
Natürlich besteht die Gefahr, dass das "Zucker in den Hintern pusten" (so würden es böse Zungen sicher nennen) für Melly zur Gewohnheit wird; auch mir ist wichtig, dass eine Dreijährige auch spurt, wenn es keine Belohnung gibt. Aber das wird scho noch. So hat sich beispielsweise meine Befürchtung, sie würde immer wieder nach Rosinen verlangen, als unbegründet erwiesen. Vor zwei Wochen hatte ich mit ihr eine Vereinbarung getroffen: pro Kleidungsstück, das sie anzieht, bekommt sie eine Rosine. "Das kann nach hinter losgehen", schalt ich mich anschließend, doch jetzt sehe ich: meine Sorgen waren unbegründet, sie hat seitdem nie mehr beim Anziehen nach etwas Süßem verlangt. Fazit: Nichts wird so heiß gebügelt, wie es angezogen wird...

Zum Thema "Willen brechen" gibt's sicher noch mehr zu berichten: Sobald aktuellere Erkenntnisse vorliegen, gibt's ein Update...