Mittwoch, 23. Januar 2013

Dem Kind auf der Kindebene begegnen

Melly liebt es, ihre Tiere zu verarzten
Mellys neuesten Spielfreuden heißen "Arzt spielen" (gemeinhin auch Doktorspiele genannt, siehe Foto) und "Verbrecherjagd". Sie ist ja jetzt bereits vier und ihre Spiele verändern sich. Seit einem Jahr mag sie schon "Verstecken" oder "Fangen" mit Inhalten und Geschichten füllen, also Rollenspiele spielen. Wir müssen sie retten oder sie rettet uns. Kinderbücher und -videos lassen erkennen, dass es sich hier um ein ganz normales Verhalten handelt. Inzwischen sind diese Handlungen und Rollen aber komplizierter und manchmal auch "gefährlich". Bei der "Verbrecherjagd" kommen also Einbrecher in die Wohnung und wir (Papa und Melly und kleine, ausgeschnittene Figuren/Mäuse, Teddys, Sandmännchen) müssen sie überwältigen. Das machen wir zurzeit mindestens ein- bis zweimal täglich in immer neuen Varianten.

Das Kind bestimmt die Regeln - Eltern machen mit


Als wir das das erste Mal zusammen gespielt haben, spürte ich, dass ich mich jetzt wirklich auf ihre Ebene begeben muss. So haben wir gemeinsam das Spiel "entwickelt", mit "Fallen stellen" etc. Sie hat sich da auch von mir führen lassen, aber ich war ganz bei ihr und ihren Bedürfnissen. Das ist ein Unterschied zu dem, was ich auch kenne: Ich (der Papa) spiele jetzt mal eine Weile mit dir, aber ICH bestimme, WAS wir spielen. Oder DU bestimmst, aber wir spielen nach MEINEN Regeln. Das funktioniert eher schlecht, auch bei Spielen, die bereits vorgegebene Regeln haben (Brettspiele, Memory etc.). Und das ist dann für beiden Seiten frustrierend und raubt Energie und die Freude am Spiel.

Mit Kreativität und Demut Herzen gewinnen


Die andere Version: Wir spielen gemeinsam das, was DU (das Kind) möchtest und ich richte mich nach DIR, denn ich möchte, dass DU Spaß hast, verlangt natürlich eine gewisse Überwindung und auch Demut. Doch ich sollte mich dabei nicht völlig verleugnen - schließlich wird meine Kreativität ja auch verlangt. Das Ergebnis wird aber für beide Seite deutlich profitabler sein. Und nur so gewinnt man auf Dauer das HERZ und den Respekt des Kindes. Neulich kam sie an und sagte: "Danke, Papa, dass du mit mir Verbrecherjagd gespielt hast." Ich hatte nachgegeben, obwohl ich eigentlich arbeiten musste, und sie wusste das. Aber dieser Satz allein hat mir gezeigt, dass es richtig war nachzugeben und wieder so zu spielen, wie es ihr gefällt... Und was ist schon eine viertel Stunde, die die Arbeit liegen bleibt, gegen eine solche Reaktion?!