Donnerstag, 23. Februar 2012

Nicht den Willen brechen - oder wenigstens nicht zu früh

Ist dieser Blog-Titel vertretbar? Klingt ganz schön brutal - den Willen brechen. Aber diese Worte gebrauchte die Leiterin unseres Montessori-Kinderhauses. Bei Dreijährigen solle man dies - auch wenn sie in ihrer "Trotz"- oder Selbstfindungsphase noch so widerspenstig seien - nicht tun. Bei Fünfjährigen sehe das schon anders aus, da dürfe man nicht mehr so leicht klein beigeben. Die seien bereits vernünftig genug zu wissen, warum sie Gehorsam angesagt ist
Ich weiß nicht mehr genau, worum es ging - es waren so viele Episoden in den letzten Wochen, in denen Melly zeigte, was für einen starken Willen sie längst schon hat. An einem schlechten Tag lässt sie sich praktisch nichts mehr sagen...
Aber auch wir sind inzwischen flexibel geworden und lassen uns immer mehr einfallen, um letzten Endes doch zu erreichen, was nötig ist - auch ohne Zwang.
So hat meine Frau Melly heute in den Arm genommen, als sie sich mal wieder nicht anziehen wollte - es war das Kuscheln, was ihr gefehlt hatte.
Wenn es darum geht, sie morgens halbwegs rechtzeitig in die KiTa zu bringen, hab ich schon einige Tricks auf Lager. Ich bin mir da für nichts zu schade, auch wenn es den Vorstellungshorizont einiger Hardliner vermutlich übersteigt: So lese ich ihr ein Buch vor, während ich sie anziehe, lasse sie morgens noch malen oder mit mir ein kurzes Video ansehen. Aber immer mit der Prämisse, von ihr eine Gegenleistung zu erhalten bzw. das Ganze nicht ausufern zu lassen.

Geben und Nehmen anstatt Zwingen

Und dieses Geben und Nehmen funktioniert immer besser.
Natürlich besteht die Gefahr, dass das "Zucker in den Hintern pusten" (so würden es böse Zungen sicher nennen) für Melly zur Gewohnheit wird; auch mir ist wichtig, dass eine Dreijährige auch spurt, wenn es keine Belohnung gibt. Aber das wird scho noch. So hat sich beispielsweise meine Befürchtung, sie würde immer wieder nach Rosinen verlangen, als unbegründet erwiesen. Vor zwei Wochen hatte ich mit ihr eine Vereinbarung getroffen: pro Kleidungsstück, das sie anzieht, bekommt sie eine Rosine. "Das kann nach hinter losgehen", schalt ich mich anschließend, doch jetzt sehe ich: meine Sorgen waren unbegründet, sie hat seitdem nie mehr beim Anziehen nach etwas Süßem verlangt. Fazit: Nichts wird so heiß gebügelt, wie es angezogen wird...

Zum Thema "Willen brechen" gibt's sicher noch mehr zu berichten: Sobald aktuellere Erkenntnisse vorliegen, gibt's ein Update...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen